Fischingertanz

Tanzgattung: Mehrpaartanz, Solotanz
Quellen: Die älteste Quelle für das Allgäu ist Felix Dahn. In: Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. 2. Teil. München 1861; S. 832. Mitgeteilt durch Dr. Karl Reiser. In: Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus. 2. Band. Die älteste Aufzeichnung überhaupt stammt aus einer Vorarlberger Handschrift von 1819. In: Zoder, R.: Altösterreichische Volkstänze. 2. Teil. Wien 1928; S. 26ff. Neuherausgabe 1955. Ton und Tanz in Schwaben - (Hrsg.): Schwäbisches Kulturarchiv des Schwäbischen Albvereins 2000,
Aufzeichnung: Felix Dahn
Auch bekannt unter: Drei lederne (liadrige) Strümpf
  
Der "Fischingertanz" ist ein mimischer Paartanz, der in seinen Tanzfiguren das Werben zweier Liebender tänzerisch gestaltet. Es werden im Verlauf des Tanzes Begrüßung, Annäherung, Warnung vor Untreue, Drohung und Versöhnung dargestellt (vgl. Schneider 1985; S. 131). Die Figuren wurden regional variiert und erweitert. Der Tanz bot auch Raum für die Improvisation der Figur durch die TänzerInnen. Im Allgäu wird der Tanz als Mehrpaartanz ausgeführt, bei dem sich die Tanzpaare in Kolonnen, auf der Kreislinie oder in freier Anordnung gegenüberstehen. Der Tanz wird aber auch als Solo- und Schautanz ausgeführt. Die Heimat des Tanzes ist der süddeutsche Raum. Er war aber auch darüber hinaus in vielen textlichen, melodischen und tänzerischen Varianten verbreitet. Eine besonders schöne Form ist der appenzeller "Hierig" (auch Hierege oder Hierlig), der sich bis heute erhalten hat. Der Fischingertanz ist unter zwei Bezeichnungen bekannt. Der Name "Fischinger" läßt nach Stahl u. Berthold darauf schließen, dass der Tanz von Fischen im Allgäu seinen Ausgang nahm (vgl. Stahl u. Berthold 1989; S. 27). Der Tanz sei dort noch heute mit folgenden Figuren lebendig: 1. Handreichen, 2. Aufsetzen des Fußes, 3. Auflegen der Hand auf die Schulter, 4. Zupfen an der Nase, 5. Drohen mit dem Zeigefinger, 6. Drohen mit der Faust, 7. Zupfen am Ohr, 8. Lange Nase machen, 9. Herwinken mit dem Zeigefinger, 10. Handkuss, 11. Kompliment. Der Gewährsmann für diese Form ist Herr Helmut Althaus aus Fischen (vgl. Stahl u. Berthold 1989; S. 27). Der Name "Drei lidre (lederne, liadrige ?) Strümpf geht auf das Tanzlied "Drei (Paar) lidre (lederne, liadrige) Strümpf ond zwoi drzua send fenf, mei Vadder hot a Kartaspiel, send nix als lauter Trümpf" zurück. Der Vers ist regional leicht variiert. Nach Hans v. d. Au scheinen dieses Tanzlied und der musikalische Rhythmus sehr alt zu sein. Er vermutet, dass der Tanzvers in Landsknechtskreisen des 16. Jahrhunderts entstanden sein könnte (vgl. Au 1936; S. 139). Zum Tanz wurden verschiedene Verse (Schnitz oder Schnaderhüpferln) gesungen. Während Berthold u. Stahl keinen inneren Zusammenhang zwischen Versen und Tanz sehen, vermutet Goldschmidt, dass die Verse den Verlauf der Liebesgeschichte kommentierten. Aus dem Archiv des SDR sind einige Verse überliefert. Sie wurden wahrscheinlich in Dornhan aufgezeichnet. Sie sind als Zusatzinformation auf vorhergehender Seite einzusehen. Unter dem Namen "Drei lederne Strümpf" ist noch ein anderer Tanz bekannt: der Patscher. Das Klatschmotiv gleicht sich. Beim Fischingertanz verändern sich aber bei jeder neuen Strophe die Takte 2 und 4 im Sinne der Darstellung einer Liebesgeschichte. Bei beiden Tänzen schließt sich dem Figurenteil ein Rundtanz an. Literatur: Au, Hans v. d.: Der Wechselhupf im Volkstanz der Landschaft Rheinfranken. In: Jahrbuch f. Volksliedforschung. Jg. 5, 1936. Gibele Gäbele. Tänze aus bayerisch Schwaben und dem schwäbisch - alemannischen Alpenraum. Hrsg.: Ilse Stahl u. Ludwig Berthold. Kempten: Arbeitsgemeinschaft Schwäbischer Volkstumsgruppen e.V. 1989. Goldschmidt, Aenne: Handbuch des deutschen Volkstanzes. Textband. Berlin: Henschelverlag 1978. Oetke, Herbert: Der deutsche Volkstanz. Band 1. Berlin: Heinrichhofen´s Verlag 1982. Schneider, Otto: Tanzlexikon. Mainz: Schott Verlag 1985.
Tanzbeschreibung   

Notenblatt   Satz für Steirische Harmonika

Notenblatt   Zehnstimmiger Blasmusiksatz Quelle: Volkstanzberatungsstelle

Notenblatt   Zweistimmiger Satz in C-Dur

Notenblatt   Quelle: Ton und Tanz in Schwaben

Notenblatt   Einstimmiger Satz in A-Dur Quelle: Volkstanzberatungsstelle

Zusatzinformation   Tanzlied Quelle: Archiv SDR

Musik   Quelle: CD"Gibele Gäbele Teil 2"
Musikgruppe: Reinhold & Gabi
Musikanten/Sänger: Reinhold Mayr - Kaiser (Diatonische Harmonika), Gabi Kaiser (Hackbrett)
Aufnahmejahr: 1997
Aufgenommen durch: Igi Fischer
Komponist: traditionell
Arrangement: Reinhold & Gabi
Musikaufnahmerechte: Arbeitsgemeinschaft Schwäbischer Volkstanzgruppen e.V. Kempten

Musik   Quelle: Archiv SDR
Musikgruppe: Blaskapelle Kurt Rehfeld
Aufnahmejahr: 1954
Aufnahme Ort: Untertürkheim
Aufgenommen durch: Sieminski - Riemann
Arrangement: Kurt Rehfeld
Musikaufnahmerechte:
  
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