Der Müller auf der Alb

  
Quellen:
Aufzeichnung:
Auch bekannt unter:
Anstimmen: C
Notenblatt   Quelle: Joachim Schmieg
  
1Es war ein Müller auf der Alb
mit seiner alten Mühl'.
Das Mühlrad ging nur selten noch,
der Sorgen hat er viel.
2Die Erde war so voller Stein
das Pflügen eine Not.
Die Bauersleute litten Pein;
es mangelt' Korn und Brot.
3Die Müllerin war ein Ragall,
tyrannisiert den Troß.
Das einzig' noch in Müllers Stall:
ein klapperdürres Roß.
4So kam es, daß der Müller sich
der Trunkenheit ergab,
und so kein einz'ger Tag verstrich,
da er nicht b'soffen ward.
5Und wenn er abends heimwärts wankt
und pocht' an seine Tür,
das Weib nach seinem Wellholz langt'
und zornig trat herfür.
6Dem Müller ward es Angst und Bang,
sein Schicksal trat zutag';
er scheute ihrer Stimme Klang
und ihrer Waffe Schlag.
7Und eines abends war es dann:
Stand trunken auf dem Flur
und dachte, wie er's machen kann,
zu bannen die Tortur.
8Er holt' sein Roß wohl aus der Scheun'
und führt es vor das Tor.
Er wendet es bei Mondenschein,
stellt' rückwärts es davor.
9Er klopft', die Tür sprang auf, ein Schlag!
das Wellholz traf geschickt:
Der Gaul erschrak, schlug aus mit Macht,
das Weib am Boden liegt.
10Begraben ward die Müllerin,
die Leich war b'sonders schön.
Dem Müller wurd' ganz leicht der Sinn,
braucht' nicht mehr saufen gehn.
11Die Mühle hat er zugemacht,
weil's ihm der Wert nicht schien.
Was anders hat ihm Geld gebracht:
Sein Roß hat er verlieh'n.
12Drum, ist dein Weib dir allenthalb
zuwider und zu faul,
dann geh' zum Müller auf die Alb
und leih dir seinen Gaul.
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