Die Uhr schlägt eins

  
Quellen: Archiv des SDR, Stuttgart
Aufzeichnung: Aus dem Liederbuch eines Schwarzwälder Uhrmachers - 1935
Auch bekannt unter:
Anstimmen:
  
1Die Uhr schlägt eins.
Ich war ein Kind,
wie war die Zeit mir wohlgesinnt
und folg dahin in Wonnen.
2Die Uhr schlägt zwei.
Es wächst der Knab,
Feld, Wald und Heid sind seine Lab',
frisch fließt der Lebensbronnen.
3Die Uhr schlägt drei.
Es wird ungrad,
die Welt ist weit und rauh der Pfad,
doch Kraft ist in der Seelen.
4Die Uhr schlägt vier.
Es winkt das Glück,
ihm nach, ihm nach und nie zurück,
es kann die gar nicht fehlen.
5Die Uhr schlägt fünf.
Ich hatt eine Braut,
sie war zum Weib mir angetraut,
wie war die Arbeit süsse.
6Die Uhr schlägt sechs.
Das Haus ward voll,
der Kinder Lust ins Ohr mir scholl,
doch Sorg' hat schnelle Füße.
7Die Uhr schlägt sieben.
Krankheit kam,
mich bang und trüb gefangen nahm,
mein Weib ging für mich schaffen.
8Die Uhr schlägt acht.
Ich sah einen Schrein,
da legten sie mein Weib hinein,
konnt' mich empor nicht raffen.
9Die Uhr schlägt neun.
Ich bin erwacht,
ich hab' mein Weib zur Ruh gebracht,
wohl über grünem Rasen.
10Die Uhr schlägt zehn.
Das Herz mir's brach,
die Kindlein folgten der Mutter nach,
haben mich alle verlassen.
11Die Uhr schlägt elf.
Die Zeit ist stumm,
wie einsam ist's um mich herum,
nichts will zurück mir kehren.
12Genug genug.
Bald schlägt es zwölf,
den letzten Schlag, Gott helf, Gott helf,
werd ich ihn endlich hören?
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