| 1 | Ich bin der arme Kunrad, und komm von nah und fern, von Harte Matt, von Hungerrain, mit Spieß und Mergenstern. Ich will nicht länger sein der Knecht, leibeigen, frönig, ohne Recht, ich bin der arme Kunrad. Ein gleich Gesetz, das will ich han, vom Fürsten bis zum Bauernmann, ich bin der arme Kunrad. |
| 2 | Ich bin der arme Kunrad, in Aberacht und Bann, de Bundschuh trag' ich auf der Stang', hab' Herlm und Harnisch an. Der Papst und Kaiser hört mich nicht, ich halt' nun selber das Gericht; ich bin der arme Kunrad. Es geht an Schloss, Abtei und Stift, nichts gilt als wie die Heil'ge Schrift, ich bin der arme Kunrad. |
| | 3 | Ich bin der arme Kunrad, trag Pech in meiner Pfann', heijo, nun geht's mit Sens' und Axt and Pfaff und Edelmann. Sie schlagen mich mit Prügeln glatt und machten mich mit Hunger satt, ich bin der arme Kunrad. Sie zogen mir die Haut vom Leib und taten Schand' an Kind und Weib. Ich bin der arme Kunrad. |
| 4 | Worterklärungen: Morgenstern = mit eisernen Stachelspitzen besetzte Keule Bann = Ausschluss aus der weltlichen und kirchlichen Gemeinschaft; der Geächtete konnte von jedem getötet werden - niemand durfte ihn unterstützen Aberacht = mehrmalige Ächtung Bundschuh = Bauernzeichen; geschnürter Schuh im Gegensatz zum Herrschaftlichen Stiefel Harnisch = Panzer, der den Oberleib bedeckt Pech = dieses war heißgemacht, womit man die Feinde übergoss; oft wurden sie anschließend noch zum Spott in Federn getaucht |
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