| 1 | Es weidet ein Schäfer im hohen Holz, hohen Holz da begegnet dem Schäfer ein Edelmann stolz. |
| 2 | Der Edelmann zog sein Hütle herab und wünschte dem Schäfer ein' guten Tag. |
| 3 | Herr Edelmann, lass er sein Hütle nur droben, ich bin ja nur einem armen Schäfer sein Sohn. |
| 4 | Bist du einem armen Schäfer sein Sohn und laufst in Samt und Seide herum? |
| 5 | In Samt und Seide därf i scho gau, weil's mir mei Väterle hot mache lau. |
| 6 | Wann dir's dei Väterle hot mache lau, so sollst du meine Tochter hau. |
| 7 | Wenn eure Tochter in Ehren wär, so nähme sie keinen Schäfer mehr. |
| 8 | Da fasste der Edelmann grimmigen Zorn und brachte den Schäfer in tiefsten Turm. |
| | 9 | Drin musste er schmachten ein ganzes Jahr, bis dass es sein Väterle inne ward. |
| 10 | Herr Edelmann, lasst mein Söhnerl nur leben, ich will ihm tausend Schafhämmele geben. |
| 11 | Tausend Schafhämmele ist mir kein Hauf, der wackere Schäfer darf nimmer herauf. |
| 12 | Herr Edelmann, lass er mein Söhnerl nur leben, ich will ihm zehntausend Schafhämmele geben. |
| 13 | Zehntausend Schafhämmele ist mir ein Hauf, der wackere Schäfer darf wieder herauf. |
| 14 | Mein Söhnerl, wer hat dich da drinnen ernährt? Du bist erhalten so wunderschön. |
| 15 | Es hat mich ernähret ein Täubelein, das alle Tag bei mir flog aus und ein. |
| 16 | Es hat mich ernähret ein reicher Mann, der alle Dinge erhalten kann. |
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