Es war einmal ein Zimmergesell

  
Quellen: 1. Fassung: SDR-Archiv, Stuttgart.
Aufzeichnung: 1. Fassung: Melodie: Pfarrer Louis Pink, zwischen den Weltkriegen. - Text: Johann Wolfgang von Goethe 1770. 2. Fassung: Sammlung Kapff, Oberbettringen (Gmünd), o.J.
Auch bekannt unter:
Anstimmen:
Notenblatt Melodie einstimmig   Quelle: Die Volkslieder in Schwaben
  
11. Fassung:

Es war einmal ein Zimmergesell,
von so jung frisch Blut,
der baut dem jungen Markgrafen ein Haus,
fünef-hundertsechs Laden daran.
2Und wie das Haus gebauet war,
so legt er sich nieder und schlief,
bis dass dem jungen Markgrafen sein Weib,
zum zweiten-, zum drittenmal rief.
3Steh auf, steh auf, du Zimmergesell,
es ist fürwahr die Zeit,
um eine Nacht bei mir es zu schlafen,
so wär es mein Herzchen erfreut.
4Und wie den zweien ihr Willen war geschehen,
sie meinten sie wären allein,
da kam es die falsche Kammermagd,
zum Schlüsselloch schaut sie herein.
5Hat sie geschlafen beim Zimmergesell,
in ihrem schneeweißen Kleid,
einen Galgen ich lass bauen,
von der Mosel bis an den Rhein.
6Und wie es der Galgen gebauet war,
das Urteil war gesprochen,
das Urteil war gesprochen,
das Leben wurd ihnen geschenkt.
72. Fassung:

Es war einmal ein schwarz Schlossergesell,
ein junges frisches Blut.
Er macht für des jungen Markgrafen seine Frau
ein Schloss und das war gut.
Er macht für des jungen Markgrafen seine Frau
ein Schloss und das war gut.
8Und als das Schlösslein fertig war,
legt' er sich nieder und schlief,
da kam des jungen Markgrafen seine Frau
vor seine Tür und rief,
da kam des jungen Markgrafen seine Frau
vor seine Tür und rief:
9Steh' auf, mach' auf, schwarz' Schlosselgesell,
steh' auf und lass' mich ein!
Beisammen wollen wir weilen,
beisammen wollen wir sein!
Beisammen wollen wir weilen,
beisammen wollen wir sein!
10Und als sie so beisammen war'n
und glaubten, sie wären allein,
da führte der Teufel die Kammerfrau her,
zum Schlüsselloch schaut' sie herein,
da führte der Teufel die Kammerfrau her,
zum Schlüsselloch schaut' sie herein:
11Ach Herr, ach Herr, ach gnädiger Herr,
was ist's mit Eurer Frau?
Es ist ja der schwarze Schlosselgesell
bei Eurer schneeweißen Frau!
Es ist ja der schwarze Schlosselgesell
bei Eurer schneeweißen Frau! -
12Ist er's bei meiner schneeweißen Frau,
gehänget soll er sein!
Ein Galgen lass' ich bauen
von Gold und Edelstein!
Ein Galgen lass' ich bauen
von Gold und Edelstein! -
13Und als der Galgen gefertigt war,
fährt man den Schlosser hinaus:
Da kam Befehl vom Kaiser,
man solle ihn lassen los.
Da kam Befehl vom Kaiser,
man solle ihn lassen los.
14Und als er losgelassen,
ging er auf grüner Heid,
da begegnet ihm's jungen Markgrafen seine Frau
in einem schneeweißen Kleid,
da begegnet ihm's jungen Markgrafen seine Frau
in einem schneeweißen Kleid:
15Wohin? Woher? Schwarz Schlosselgesell,
wohin steht dir dein Sinn? -
In Frankreich da bin ich gewesen,
nach Wien, da reis' ich jetzt hin.
In Frankreich da bin ich gewesen,
nach Wien, da reis' ich jetzt hin. -
16Was zog sie aus ihrer Tasche?
Wohl dreißig Dukaten in Gold:
Nimm hin, nimm hin, schwarz Schlosselgesell,
und kauf' dir Wein und Brot!
Nimm hin, nimm hin, schwarz Schlosselgesell,
und kauf' dir Wein und Brot!
17Wenn dir der Wein zu sauer ist,
dann kaufe dir etwas Süß
und wenn du das Geld verzehret hast,
so kommst du wieder zu mir;
und wenn du das Geld verzehret hast,
so kommst du wieder zu mir. -
18Da zog sie von ihrem Finger
ein goldenes Ringelein:
Nimm hin, nimm hin, schwarz Schlossergesell,
das soll dein Denkmal sein!
Nimm hin, nimm hin, schwarz Schlossergesell,
das soll dein Denkmal sein!
<Druckversion> <Neue Suche>