Trost

  
Quellen: Auswahl deutscher Lieder. Leipzig: Sturm und Koppe 1844.
Aufzeichnung:
Auch bekannt unter: Auch nach der Weise: "Frisch auf, frisch auf mit raschem Flug"
Anstimmen:
  
1Wie wir so treu beisammen steh'n
mit unverfälschtem Blut,
der Feierstunde heilig Weh'n
schwellt meinen jungen Muth.
Es treibt mich rasch zum Liede fort,
zum Harfensturm hinaus,
im Herzen lebt ein kühnes Wort,
was gilt's, ich sprech' es aus,
was gilt's, ich sprech es aus.
Die ist schlimm, die Welt ist karg,
die Besten weggerafft,
die Erde wird ein großer Sarg,
der Freiheit und der Kraft,
doch Muth, wenn auch die Tyrannei
die deutsche Flur zertrat,
in vielen Herzen fromm und treu,
keimt noch des Guten Saat,
keimt noch des Guten Saat.
2Verschüchtert durch den blut'gen Ruhm
und durch der Schlachten Glück,
floh'n zu der Seele Heiligtum
die Künste scheu zurück,
sind auch die Thäler nun verwaist,
wo sonst ihr Tempel war,
es bleibt doch jeder reine Geist,
ihr ewiger Altar
und Freundestreu und Wahrheit gilt
noch stets als heil'ge Pflicht.
Sieh, wie der Gießbach brausend schwillt,
du rufst:mich schreckt er nicht.
Und läg es vor mir wolkenweit
und sternhoch über mir,
beim Gott, ich halte meinen Eid,
schlag ein, ich folge dir.
3Und Frauenunschuld, Frauenlieb',
steht noch als höchstes Gut,
wo deutscher Ahnen Sitte blieb
und deutscher Jünglingsmuth.
Noch trifft den Frevler heil'ger Bann,
der diesen Zauber stört,
wer für sein Lieb' nicht sterben kann,
ist keines Kusses werth.
Auch du hast noch nicht ausgeflammt,
du heil'ge Religion,
was von der ew'gen Liebe stammt,
ist zeitlich nicht entfloh'n,
das Blut wäscht die Altäre rein,
die wir entheiligt seh'n,
die Kreuze schlägt man frevelnd ein,
doch bleibt der Glaube steh'n.
4Und doch regt sich mit Adlers Schwung
der vaterständ'sche Geist,
und noch lebt die Begeisterung,
die alle Ketten reißt,
und wie wir hier zusammensteh'n
in Lust und Lieb getaucht,
so wollen wir uns wieder seh'n,
wenn's von den Bergen raucht.
Dann frisch, Gesellen, Kraft und Muth,
der Tag der Rache kommt,
bis wir sie mit dem eignen Blut
vom Boden weggeschwemmt,
und du, im freien Morgenroth,
zu dem dies Hochlied stieg,
du, führ uns, Gott, wär's auch zum Tod,
führ nur das Volk zum Sieg.
<Druckversion> <Neue Suche>