| 1 | Es stund ein Lind im tiefen Tal, wohl oben breit und unten schmal. Darunter saß ein verliebtes Paar, das unverletzter Treue war. |
| 2 | Leb wohl, leb wohl, auf Wiedersehn, muss sieben Jahr auf Wandrung gehn, muss sieben Jahr auf Wandrung sein, ich will mich keiner andern freun. |
| 3 | Und als verflossen sieben Jahr, flocht sie ein Röslein in ihr Haar, und ging dann in den grünen Wald, ihr Liebster, der wird kommen bald. |
| 4 | Und als sie kam ins grüne Holz, da begegnet ihr ein Reiter stolz: Grüß Gott dich, armes Mägdelein! Was thust du hier im Wald allein? |
| | 5 | Ich wünsche, dass mein Geliebter wert nach sieben Jehr heut wiederkehrt.- Ich bin geritten durch die Stadt, wo dein Geliebter Hochzeit hat. |
| 6 | Was wünschest du ihm an dafür, dass er die Treu gebrochen dir?- Ich wünsche ihm so viel Wohlergehn, so viel als Stern am Himmel stehn; ich wünsche ihm so viel gute Zeit, als Sand am Meer liegt weit und breit. |
| 7 | Was zog er dann vom Fingerlein? Ein schönes goldnes Ringelein! Er warf es ihr in ihren Schoß; sei weinte, dass das Ringlein floss. |
| 8 | Trockne ab, trockne ab deine Äugelein, ich bin ja der Geliebte dein; hätt'st du mir einen Fluch getan, ich wär geritten meine Bahn. |
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