| 1 | Ist jeman in der welte bas den einem, der sin staetes liep mit armen hat allumb und umb beslossen treit si im triuwe an allen has dast besser dan ein minnen diep in hat der langen nahte nie verdrossen er vührt(et) melder noch ir has er lit gar ane sünde und ane vorht und ane schande taet ieman valschiu minne bas da nieman triuwe erkande der naeme vrouwen laster vür ir ere von siner volge ich min sinne kere. |
| 2 | Ist jemand in der Welt besser dran als einer, der sein eigen Lieb mit seinen Armen um und um umschlossen hält? Ist sie ihm treu ohne Falsch, si ist er besser dran als ein Minnedieb, er fürchtet sich nicht vor langer Nacht und Unaufrichtigkeit, er schläft ohne Sünde, ohne Furcht und ohne Schanden. Wenn jemand falsche Minne für Liebe hält und Frauenlaster für ihre Ehre hält, von dem wende ich mich ab. |
| | 3 | Verbotten wasser besser sint den offen win des hoer ich jehen den liuten die mit sende sint bevangen ouch hant des mich bewiset kint ich han das selb ein teil gesehen der welte vuor ist niht wan ein gelangen das kum gewunnen dunket guot swas man gar ane vorhte hat, das leidet sich vil dikke so tuogen minne hoehet muot swa lieb in minnen strikke mit armen lit allumb beflossen tougen do ist nieman bas: diu red ist ane lougen. |
| 4 | Verbotene Wasser seien oft besser als Wein, dies hör ich Leute sagen, die sehend befangen sind; auch haben mir dies Kinder bewiesen. Ich selbst habe dies auch teilweise erfahren. Die Welt hat nur ein Bedürfnis, kaum ist es erreicht, ist es schon selbstverständlich; was man furchtlos besitzt, das ist einem bald leid; so erhört die heimliche Minne das Verlangen. Wo Liebe in den Stricken der Minne verborgen ist, da gibt es nicht Besseres: Diese Rede ist wahr. |
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