Vom Wasser und vom Wein

  
Quellen: Archiv SDR, Stuttgart
Aufzeichnung:
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Anstimmen:
  
1Ich weiß mir ein Liedlein hübsch und fein,
wohl von dem Wasser, wohl von dem Wein,
der Wein, der kann's Wasser nicht leiden,
drum wollen sie alleweil streiten.
2Da sprach der Wein: "Wie bin ich so fein!
Man tut mich in alle Fässer hinein,
darinnen muß ich versauern;
dann trinken mich Herren und Bauern."
3Da sprach das Wasser: "Wie bin ich so fein!
Ich laufe in alle Länder hinein,
ich laufe langs Müller sein'm Hause,
drei Räder, die brummen und brausen."
4Da sprach der Wein: " Wie bin ich so fein!
Ich wachse an grünen Reben allein;
ich wachse am schlanken Holze,
darum bin ich allweil so stolze."
5Da sprach das Wasser: "Wie bin ich so fein!
Man tut mich in alle Küchen hinein.
Man braucht mich die ganze Woche
zum Backen, zum Waschen, zum Kochen."
6Da sprach der Wein: "Wie bin ich so fein!
Man tut mich in alle Kirchen hinein.
Man braucht mich zum seligsten Ende,
dem Kranken zum Sakramente."
7Da sprach das Wasser: "Wie bin ich so fein!
Ich laufe dir über die Wurzel hinein;
wär ich nicht zu dir geronnen,
du hättest nicht können kommen."
8Da sprach der Wein: "Und das ist nicht recht!
Ich bin der Meister und du der Knecht."...
Sie wollten noch länger so streiten,
da mischte der Gastwirt die beiden.
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