Heinrich schlief bei seiner Neuvermählten

  
Quellen: Strophe 1 bis 5: Böhringer Liederbüchle. Lieder, die fast vergessen sind. (Hrsg.): Gemeinde Römerstein und Festausschuss "900-Jahr-Feier". Stuttgart o.J. / Strophe 6 bis 10: mündlich überliefert von Marie Theres Baur, Burladingen.
Aufzeichnung:
Auch bekannt unter:
Anstimmen:
Notenblatt Melodie einstimmig   Quelle: Böhringer Liederbüchle

Musik   Quelle: Archiv SDR
Musikgruppe: Marie Theres Baur
Musikanten/Sänger: Marie Theres Baur, Burladingen
Aufnahmejahr: 1958
Aufnahme Ort: Stuttgart
Musikaufnahmerechte:
  
1Heinrich schlief bei seiner Neuvermählten -
einer reichen Erbin von dem Rhein.
Gewissensbisse, die den Armen quälten,
ließen ihn nicht ruhig schlafen ein.
2Zwölfe schlug's, da trat durch die Gardine
eine weiße Frau'ngestalt hervor.
Was erblickt' er? - Seine Wilhelmine,
die im Sterbekleide vor ihm stund.
3"Erschrecke nicht", sprach sie mit sanfter Stimme,
"liebster Heinrich zittre, zittre nicht!
Ich erscheine nicht vor dir im Grimme!
Deiner neuen Liebe zürn' ich nicht!"
4"Doch der Kummer hat mein junges Leben,
liebster Heinrich, plötzlich abgekürzt.
Doch der Himmel hat mir Kraft gegeben,
dass ich nicht zur Hölle bin gestürzt."
5"Weine nicht, denn eine Welt wie diese,
ist der Tränen, die du weinst, nicht wert!
Lebe froh und glücklich mit Elise,
welche du zur Gattin hast erwählt!"
6"Lebe froh nun alle Tage,
bis du einst vor Gottes Thron wirst steh'n,
wo du strenge wirst gerichtet werden
für die Liebe, die du einst verschmäht'."
7"Schätze hast du, oh benütze
sie zu dein- und meiner Seelenruh'!
Schaffe Ruhe Deiner Wilhelmine,
deren einst'ge Seligkeit warst du!"
8"Opfern sollst du, Heinrich, wie geboten,
Heinrich, Heinrich", ruft es durch die Nacht.
Da verschwand die einstige Verlobte. -
"Einen Scherz nur hast du dir gemacht",
9sagte Heinrich und er lebt' wie immer
tat des Bösen ohne Halt und Ziel,
dachte Wilhelminens Mahnung nimmer,
tat des Bösen jeden Tag noch viel.
10Gnade fand sie, doch ihr Ungetreuer
war verloren ohne Wiederkehr.
Als ein Teufel und ein Ungeheuer
irrt sein Geist um Mitternacht umher.
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