Von der schönen Bernauerin

  
Quellen: Deutscher Liederhort (Hrsg.): Ludwig Erk 1856
Aufzeichnung: mündlich aus Regensburg Agnes Bernauerin gest. 1435
Auch bekannt unter:
Anstimmen:
  
1Es reiten drei Reiter zu München hinaus,
sie reiten wol vor der Bernauerin ihr Haus,
|:Bernauerin, bist du drinnen, ja drinnen:|
2Bist du darinnen, so tritt du heraus,
der Herzog ist draußen vor ihrem Haus,
|:mit all seinem Hofgesinde, ja Gesinde:|
3Sobald die Bernauerin die Stimme vernahm,
ein schneeweißes Hemd zog sie gar bald an,
|:wol vor den Herzog zu tretten, ja treten:|
4Sobald die Bernauerin vors Thor naus kam,
drei Herren gleich die Bernauerin vernahmn,
|:Bernauerin was willst machen, ja machen:|
5Ei willst du lassen den Herzog entwegn,
oder willst du lassen dein junges Leben,
|:ertrinken im Donauwasser, ja Wasser:|
6Und als ich will lassen mein Herzog entwegn,
so will ich lassen mein jung frisches Leben,
|:ertrinken im Donauwasser, ja Wasser:|
7Der Herzog ist mein, und ich bin sein,
der Herzog ist mein, und ich bin sein,
|:sind wir gar treu versprochen, ja versprochen:|
8Bernauerin wol auf dem Wasser schwamm,
Maria Mutter Gottes hat sie gerufet an,
|:sollt ihr aus dieser Not helfen, ja helfen:|
9Hilf mir, Maria, aus dem Wasser heraus,
mein Herzog läßt dir bauen ein neues Gotteshaus,
|:von Marmelstein ein Altar, ja Altar:|
10Sobald sie dieses hat gesprochen aus,
Maria Mutter Gottes hat geholfen aus,
|:und von dem Tod sie errettet, ja errettet:|
11Sobald die Bernauerin auf die Brücken kam,
ein Henkersknecht zur Bernauerin kam,
|:Bernauerin was willst machen, ja machen:|
12Ei willst du werden ein Henkersweib,
oder willst du lassen dein jung stolzen Leib,
|:ertrinken im Donauwasser, ja Wasser:|
13Und eh ich will werden ein Henkersweib,
so will ich lassen mein jung stolzen Leib,
|:ertrinken im Donauwasser, ja Wasser:|
14Es stund kaum an den dritten Tag,
dem Herzog kam eine traurige Klag,
|:Bernauerin ist ertrunken, ja ertrunken:|
15Auf, rufet mir alle Fischer daher,
sie sollen fischen bis ins rothe Meer,
|:daß sie mein feins Lieb suchen, ja suchen:|
16Es kommen gleich alle Fischer daher,
sie haben gefischt bis ins rothe Meer,
|:Bernauerin haben sie gefunden, ja gefunden:|
17Sie legens dem Herzog wol auf den Schooß,
der Herzog viel tausend Thränen vergoß,
|:er thät gar herzlich weinen, ja weinen:|
18So rufet mir her fünftausend Mann,
einen neuen Krieg will ich nun fangen an,
|:mit meinem Herrn Vater eben, ja eben:|
19Und wär mein Herr Vater mir nicht so lieb,
so ließ ich ihn aufhenken als wie einen Dieb,
|:wär aber mir ein große Schande, ja Schande:|
20Es stund kaum an den dritten Tag,
dem Herzog dem kam eine traurige Klag,
|:sein Herr Vater ist gestorben, ja gestorben:|
21Die mir helfen mein Herrn Vater begrabn,
rothe Manteln müssen sie haben,
|:roth müssen sie sich tragen, ja tragen:|
22Und die mir helfen mein feins Lieb begrabn,
schwarze Manteln müssen sie habn,
|:schwarz müssen sie sich tragen, ja tragen:|
23So wollen wir stiften ein ewige Meß,
daß man der Bernauerin nicht vergeß,
|:man wolle für sie beten, ja beten:|
<Druckversion> <Neue Suche>