| 1 | Es reit der Herr von Falkenstein, wol über ein breite Heide, was sieht er an dem Wege stehn, ein Mädel mit weißem Kleide, ja Kleide. |
| 2 | Wohin, wonaus, du schöne Magd, was macht ihr hier alleine, Wollt ihr die Nacht mein Schlafbuhle sein, so reitet ihr mit mir heime, ja heime. |
| 3 | Mit euch heimreiten, das thu ich nicht, kann euch doch nicht erkennen, ich bin der Herr von Falkenstein, und thu mich selber nennen, ja nennen. |
| 4 | Seid ihr der Herr von Falkenstein, derselbe edle Herr, so will ich euch bitten um`n Gefangenen mein, den will ich haben zur Ehe, ja Ehe. |
| 5 | Den Gefangenen mein den geb ich dir nicht, im Thurm muß er verfaulen, zu Falkenstein steht ein tiefer Thurm, wol zwischen zwei hohen Mauren, ja Mauren. |
| 6 | Steht zu Falkenstein win tiefer Thurm, wol zwischen zwei hohen Mauren, so will ich an den Mauren stehn, und will ihm helfen trauren. |
| | 7 | Sie gieng den Thurm wol um und wieder um, Feinslieb, bist du da drinnen, und wenn ich dich nicht sehen kann, so komm ich von meinen Sinnen. |
| 8 | Sie gieng den Thurm wol um und wieder um, den Thurm wollt sie aufschließen, und wenn die Nacht ein Jahr lang wär, keine Stund thät mich verdrießen. |
| 9 | Ei dürft ich scharfe Messer tragn, wie unsers Herrn sein Knechte, ich thät mit`m Herrn von Falkenstein, um meinen Herzliebsten fechten. |
| 10 | Mit einer Jungfrau fecht ich nicht, das wär mir immer ein Schande, ich will dir deinen Gefangenen gebn, zieh mit ihm aus dem Lande. |
| 11 | Wol aus dem Land, da zieh ich nicht, hab niemand was gestohlen, und wenn ich was hab liegen lahn, so darf ichs wieder holen. |
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