Graf Friedrich

  
Quellen: Deutscher Liederhort (Hrsg.): Ludwig Erk 1856
Aufzeichnung: mündlich aus der Gegend von Breslau, Liegnitz und Hainau
Auch bekannt unter:
Anstimmen:
  
1Graf Friedrich wollt ausreiten,
mit seinen Hochzeitleuten,
|zu holen seine liebe Braut,
die ihm zur Eh ward angetraut|
2Und als er auf den Wagen stieg,
das Schwert ihm aus der Scheide glitt,
|es fiel der Jungfer Braut auf ihren Schooß,
das rothe Blut auf der Erde rum floß|
3Was zog er asu seiner Taschen,
ein Tuch schneeweiß gewaschen,
|er zog heraus ein seidne Schnur,
verband die Jungfer Braut ganz leise nur|
4Er gebot den Hochzeitleuten,
daß sie sollten sachte reiten,
|sist heute sehr ein heißer Tag,
daß die Jungfer Braut nicht scharf reisen mag|
5Und als er zu dem Thor nein kam,
die Mutter ihm entgegensprang,
|Willkommen, willkommen, mein Söhnelein,
was bringst für ein bleiches Schnürchelein|
6Ach Mutter schweigt nur stille,
ist alles Gottes Wille,
|gestern war sie wie eine Rose roth,
heut ist sie wie eine Leiche todt|
7Man brachte die Braut zu Tische,
sie trugen ihr auf gut Fische,
|dazu ein Glas mit rothem Wein,
die Jungfer Braut wollt nicht lustig sein|
8Die Braut rückt in die Ecke,
sie begehrt nach ihrem Schlafbette,
|hab ich das all mein Tage gehört,
daß sich eine Braut zu Bette begehrt|
9Sie führte sie zu Bette,
mit vier und zwanzig Kerzen,
|mit vier und vierzig Saitenspiel,
die Braut die gieng ganz traurig hin|
10Und wie es kam um Mitternacht,
der Bräutigam aus dem Schlaf erwacht,
|er nahm die Braut in seinen Arm,
sie war schon kalt und nicht mehr warm|
11Er schrie auf sein Gesinde,
sie sollten ein Licht anzünden,
|sie sollten zünden ein Kerzenlicht,
daß Bräutlein schon verschieden liegt|
12Und als der erste Morgen ankam,
die Hochzeitgäste zusammenkamn,
|Ach Bräutigam, lieber Bräutigam mein,
wo hast du denn dein Bräutelein|
13Ist drinnen in der Kammer,
legt sich die Kleider zusammen,
|hat sie der Kleider denn gar so viel,
daß sie uns nicht mehr sehen will|
14Und als der zweite Morgen ankam,
der Braut ihr Bruder und Schwester kamn,
|Ach Schwager, lieber Schwager mein,
wo hast denn unser Schwesterlein|
15Ist oben auf dem Saale,
sie zählt die Hochzeitsthaler,
|hat sie der Thaler denn gar so viel,
daß sie uns nicht mehr sehen will|
16Und als der dritte Morgen ankam,
der Braut ihr Vater und Mutter kamn,
|Ach Sohn, herzliebster Sohne mein,
wo hast denn unser Töchterlein|
17Nun darf ich nicht mehr lügen,
und Vater und Mutter betrügen,
|sist heute schon der dritte Tag,
daß meine Jungfer Braut auf der Bahre lag|
18Der Bruder zog sein blankes Schwert,
und hieb dem Markgrafen das Haupt zur Erd,
|hier hast du den verdienten Lohn,
was du meiner Schwester hast angetan|
19Lieg, Häuptlein, nun im Blute,
meiner jüngsten Schwester zugute,
|lieg Häuptlein, nun und faule,
um dich wird niemand trauren|
20Man that sie beide begraben,
nach christlichem Verfahren,
|man trug die Braut ins Gotteshaus,
den Bräutgam weit ins Feld hinaus|
21Und als es kam um den dritten Tag,
da wuchsen drei Lilien aus ihrem Grab,
|man konnts mit goldnen Buchstaben lesen,
der Bräutigam sei unschuldig gewesen|
<Druckversion> <Neue Suche>