Die schöne Agnete

  
Quellen: Deutscher Liederhort (Hrsg.): Ludwig Erk 1856
Aufzeichnung: mündlich aus der Gegend von Guben
Auch bekannt unter:
Anstimmen:
  
1Es freit ein Wassermann weit und breit,
von dem Berg wol über die See,
er freite das königliche Töchterlein,
die schöne Agnete.
2Er ließ ihr eine Brücke baun,
von dem Berg wol über die See,
worüber sie sollte spazieren gehn,
die schöne Agnete.
3Sie that darüber wol manchen Gang,
von dem Berg wol über die See,
bis daß die Brücke hinunter sank,
mit der schönen Agnete.
4Darunter wohnt sie wol sieben Jahr,
von dem Berg wol über die See,
bis daß sie sieben Söhne gebar,
die schöne Agnete.
5Sie hörte die Glocken gar schöne gehn,
von dem Berg wol über die See,
da wollte sie zur Kirche gehn,
die schöne Agnete.
6Und als sie an die Kirchenthür kam,
von dem Berg wol über die See,
da neigte sich der Kirchenschrank,
vor der schönen Agnete.
7Und als sie aus der Kirche kam,
von dem Berg wol über die See,
da stand der kleine wilde Wassermann,
vor der schönen Agnete.
8Sprach, willst du mit mir hinunter gehn,
von dem Berg wol über die See,
oder willst du dein Leben auf Erden lassen,
du schöne Agnete?
9Eh ich mit dir unters Wasser wollt gehn,
von dem Berg wol über die See,
viel lieber will ich mein Leben auf Erden lassen,
ich arme Agnete.
10Er zog wol aus sein blankes Schwert,
von dem Berg wol über die See,
und hieb ihr ab den Kopf so zart,
der schönen Agnete.
11Sie sank dahin in das grüne Gras,
von dem Berg wol über die See,
auf jedem Tröpfchen Blut ein Englein saß,
von der schönen Agnete.
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