Die Hungersnoth

  
Quellen: Deutscher Liederhort (Hrsg.): Ludwig Erk 1856
Aufzeichnung: mündlich aus Waltdorf bei Neiße mitgeteilt durch Herrn Prof.Hoffmann von Fallersleben
Auch bekannt unter:
Anstimmen:
  
1Wir haben im Feld gestanden,
kein Bissen Brot vorhanden,
|:'s war große Hungersnoth.:|
2Wir ließen den Kaiser bitten,
er möcht uns doch erretten,
|:mit einem Bissen Brot.:|
3Der Kaiser thäte schicken,
um dreißig Silberstücke,
|:für achtzigtausend Mann.:|
4Die Stücklein waren geschnitten,
als wie die halben Glieder,
|:die an den FInger sind.:|
5Wir habens nicht selber gegessen,
wir habens den Pferden gelassen,
|:'s war große Hungersnoth.:|
6Die Wurzeln aus der Erden,
habn wir uns ausgegraben,
|:ist unsre Speise gewest.:|
7Den Thau wol von den Blumen,
habn wir uns abgenommen,
|:ist unser Trank gewest.:|
8Wenn das mein Vater wüßte,
dazu mein liebes Geschwister,
|:sie würd'n mir schicken Brot.:|
9Dazu ein weißes Hemde,
vor meinem letzten Ende,
|:weil ich jetzt sterben muß.:|
10Dazu einen Krug mit Wasser,
draus ich mich könnte waschen,
|:vor meinem letzten End.:|
11Es sind er noch zwei geblieben,
die habn den Brief geschrieben,
|:von der großen Hungersnoth.:|
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