Der Ritter und die Königstochter

  
Quellen: Deutscher Liederhort (Hrsg.): Ludwig Erk 1856
Aufzeichnung: Melodie mündlich aus Alsfeld im Hessen-Darmstädtischen Friedrich Nicolai`s "Ehn fehner klehner Almanach" Berlin und Stettin 1778
Auch bekannt unter:
Anstimmen:
  
1Es ritt ein Ritter wol durch das Ried,
er fieng es an ein neues Lied,
gar schöne thät er singen,
daß Berg und Thal erklingen.
2Das hört des Königs Töchterlein,
in ihres Vaters Schlafkämmerlein,
sie flocht ihr Härlein in Seiden,
mit dem Ritter wollte sie reiten.
3Er nahm sie bei ihrem seidnen Schopf,
und schwung sie hinter sich auf sein Roß,
sie ritten in einer klein Weile,
wol vierzig und zwanzig Meilen.
4Und da sie zu dem Wald naus kamn,
das Rößlein das will Futter han,
Feins Liebschen, hier wollen wir ruhen,
das Rößlein das will Futter.
5Er spreit sein Mantel ins grüne Gras,
er bat sie, daß sie zu ihm saß,
Feins Liebchen, ihr müsset mir lausen,
mein gelbkraus Härlein durchzausen.
6So manches Schauen und das sie thät,
so manches Tröpflein fiel auf die Erd,
er schaut ihr wol unter die Augen,
warum weinet ihr, schöne Jungfraue.
7Warum sollt ich nicht weinen und traurig sein,
ich bin ja des Königs Töchterlein,
hätt ich meinem Vater gefolget,
Frau Kaiserin wär ich worden.
8Kaum hätt sie das Wörtlein ausgesagt,
ihr Häuptlein auf der Erden lag,
Jungfräulein hättest du gechwiegen,
dein Häuptlein das wär dir geblieben.
9Er kriegt sie bei ihrem seidenen Schopf,
und schlenkert sie hinter ein Hollerstock,
da liege, feins Liebchen, und faule,
mein junges Herze muß trauren.
10Er nahm sein Rößlein bei dem Zaum,
und band es an ein Wasserstrom,
hier steh mein Rößlein und trinke,
mein jung frisch Herze muß sinken.
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