Schön Ulrich und Rautendelein

  
Quellen: Deutscher Liederhort (Hrsg.): Ludwig Erk 1856
Aufzeichnung: Aus der Gegend von Breslau Nach Hoffmann v. Fallersleben Schles. Volksliedern
Auch bekannt unter:
Anstimmen:
  
1Schön Ulrich und Hanselein,
|die wolltn zusammen ein Mädel frein|
2Der Ulrich kriegt die schöne Magd,
|dem Hansel wurd sie abgesagt|
3Sie gieng wol in die Kammer,
|packt ihr Geschmeid zusammen|
4Er nahm sie bei ihrer schneeweißen Hand,
|und führt sie nein in dicken Wald|
5Und wie sie ein Stück gegangen war,
|sah sie elf Jungfrauen hangen dar|
6Schweig still. schweig still, Rautendelein,
|du sollst jetzt bald die zwölfte sein|
7Er breit sein Mantel aufs grüne Gras,
|er bat sie, daß sie niedersaß|
8Und wie sie sich nur buckte,
|ihr Äuglein sich eindruckte|
9Mit ihrem Kopf auf seinem Schooß,
|mit heißen Thränen sie ihn begoß|
10Weinst du um deines Vaters Gut,
|oder weinst du um dein junges Blut|
11Ich weine nicht um meins Vaters Gut,
|ich weine daß ich sterben muß|
12Und eh ich dich beim Leben las,
|ein eisernen Pfahl will ich durch dich schlahn|
13Ach Ulrich, liebster Ulrich mein,
|verleih mir nur drei Gal zu schrein|
14Vor mir schrei du auch viere,
|kein Mensch wird dich nicht hören|
15Den ersten Gal und den sie that,
|so ruft sie den lieben Vater an|
16Den zeiten Gal und den sie that,
|so ruft sie die liebe Mutter an|
17Den dritten Gal und den sie that,
|so ruft sie die liebe Schwester an|
18Den vierten Gal und den sie that,
|so ruft sie ihre lieben Brüder an|
19Der Bruder saß beim kühlen Wein,
|der Schall der kam zum Fenster rein|
20Jetzt hört ihr Bruder alle,
|meine Schwester schreit im Walde|
21Kaum daß der Bruder das Wort aussagt,
|schön Ulrich schon zur Thür nein trat|
22Ach Ulrich, lieber Ulrich mein,
|was hast du für blutge Händelein|
23Warum solltn meine Hände nicht blutig sein,
|ich hab es erstochen ein Täubelein|
24Das Täublein das du erstochen hast,
|das hat meine Mutter zur Welt gebracht|
25Sie hats erzogen mit Semmel und Wein,
|es war meine Schwester Rautendelein|
26Da zog der Bruder sein scharfes Schwert,
|und hieb dem Ulrich den Kopf zur Erd|
27Jetzt lieg du hier im Blute,
|jetzt trüb um Vater und Mutter|
28Jetzt lieg du hier und faule,
|kein Mensch wird um dich trauern|
29Rautendchen kam ins kühle Grab,
|schön Ulrich kam aufs höchste Rad|
30Rautendchen spielen die Glocken schön,
|schön Ulrich schrien die Raben zu sehr|
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