| 1 | Schön Ulrich und Hanselein, |die wolltn zusammen ein Mädel frein| |
| 2 | Der Ulrich kriegt die schöne Magd, |dem Hansel wurd sie abgesagt| |
| 3 | Sie gieng wol in die Kammer, |packt ihr Geschmeid zusammen| |
| 4 | Er nahm sie bei ihrer schneeweißen Hand, |und führt sie nein in dicken Wald| |
| 5 | Und wie sie ein Stück gegangen war, |sah sie elf Jungfrauen hangen dar| |
| 6 | Schweig still. schweig still, Rautendelein, |du sollst jetzt bald die zwölfte sein| |
| 7 | Er breit sein Mantel aufs grüne Gras, |er bat sie, daß sie niedersaß| |
| 8 | Und wie sie sich nur buckte, |ihr Äuglein sich eindruckte| |
| 9 | Mit ihrem Kopf auf seinem Schooß, |mit heißen Thränen sie ihn begoß| |
| 10 | Weinst du um deines Vaters Gut, |oder weinst du um dein junges Blut| |
| 11 | Ich weine nicht um meins Vaters Gut, |ich weine daß ich sterben muß| |
| 12 | Und eh ich dich beim Leben las, |ein eisernen Pfahl will ich durch dich schlahn| |
| 13 | Ach Ulrich, liebster Ulrich mein, |verleih mir nur drei Gal zu schrein| |
| 14 | Vor mir schrei du auch viere, |kein Mensch wird dich nicht hören| |
| 15 | Den ersten Gal und den sie that, |so ruft sie den lieben Vater an| |
| | 16 | Den zeiten Gal und den sie that, |so ruft sie die liebe Mutter an| |
| 17 | Den dritten Gal und den sie that, |so ruft sie die liebe Schwester an| |
| 18 | Den vierten Gal und den sie that, |so ruft sie ihre lieben Brüder an| |
| 19 | Der Bruder saß beim kühlen Wein, |der Schall der kam zum Fenster rein| |
| 20 | Jetzt hört ihr Bruder alle, |meine Schwester schreit im Walde| |
| 21 | Kaum daß der Bruder das Wort aussagt, |schön Ulrich schon zur Thür nein trat| |
| 22 | Ach Ulrich, lieber Ulrich mein, |was hast du für blutge Händelein| |
| 23 | Warum solltn meine Hände nicht blutig sein, |ich hab es erstochen ein Täubelein| |
| 24 | Das Täublein das du erstochen hast, |das hat meine Mutter zur Welt gebracht| |
| 25 | Sie hats erzogen mit Semmel und Wein, |es war meine Schwester Rautendelein| |
| 26 | Da zog der Bruder sein scharfes Schwert, |und hieb dem Ulrich den Kopf zur Erd| |
| 27 | Jetzt lieg du hier im Blute, |jetzt trüb um Vater und Mutter| |
| 28 | Jetzt lieg du hier und faule, |kein Mensch wird um dich trauern| |
| 29 | Rautendchen kam ins kühle Grab, |schön Ulrich kam aufs höchste Rad| |
| 30 | Rautendchen spielen die Glocken schön, |schön Ulrich schrien die Raben zu sehr| |
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