| 1 | Es wohnt ein Markgraf an dem Rhein |der hatte drei schöne Töchterlein| |
| 2 | Die Eine freit ins Niederland, |die Andre freit nicht weit davon| |
| 3 | Die Dritte die blieb ganz allein, |sie wollt so gern eine Dienstmagd sein| |
| 4 | Sie gieng vor ihrer Schwester Thür, |und klopfet da so leise für |
| 5 | Wer ist denn draußen, wer klopfet an, |der mich so leis aufwecken kann| |
| 6 | Es ist ein armes Mägdelein, |die wollt so gern eine Dienstmagd sein| |
| 7 | Ach Mädchen, du bist hübsch und fein, |verführst mir mein Herzmännelein| |
| 8 | Ach nein, ach nein, das thu ich nicht, |meine Ehre mir viel lieber ist| |
| 9 | Sie vermieht sich auf ein halbes Jahr, |darnach blieb sie noch sieben Jahr| |
| 10 | Und als die sieben Jahr umme warn, |das Mädchen fieng an krank zu werdn| |
| | 11 | 1Ach Mädchen, wenn du krank willst werden, |so müßßen wirs deinen Eltern sagn| |
| 12 | Mein Vater ist Markgraf an dem Rhein, |meine Mutter ist Königs Töchterlein |
| 13 | Ach nein, ach nein, das glaub ich nicht, |daß du meine jüngste Schwester bist| |
| 14 | Und wenn du mirs nicht glauben willst, |so tritt vor meine Lade hin| |
| 15 | Und als sie vor die Lade trat, |schossen ihr die Thränen die Wangen rab| |
| 16 | Ach, hättest dus nicht ehr können sagn, |
| 17 | Kein Sammt und Seide trag ich nicht, |zum Sterben bin ich hingericht |
| 18 | Und als das Mägdlein gestorben war, |da wuchsen drei Lilien auf ihrem Grab| |
| 19 | Und unter der mittelsten stand geschrieben, |das Mägdlein wär bei Gott geblieben| |
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