Zwei Gespielen

  
Quellen: Deutscher Liederhort (Hrsg.): Ludwig Erk 1856
Aufzeichnung: mündlich aus Schlesien
Auch bekannt unter:
Anstimmen:
  
1Es waren zwei Gespielen,
sie giengen beide spazieren,
|die eine führt ein frischen Muth,
die andre weint so sehre|
2Ach Gespiele, liebste Gespiele mein,
was weinest du so sehre,
|weinst du um deines Vaters Gut,
oder weinst um deine Ehre|
3Ich wein nicht um meins Vaters Gut,
wein auch nicht um mein Ehre,
|wir beide wir habn ein Knaben lieb,
draus können wir uns nicht theilen|
4Ach Gespiele, liebste Gespiele mein,
laß mir den Knaben alleine,
|ich will dir meinen Bruder gebn,
und Vaters Gut zum Theile|
5Ei deinen Bruder mag ich nicht,
noch Vaters Gut zum Theile,
|ich will nicht Silber und rothes Gold,
will meinen Schatz alleine|
6Der Knab wol hinter der Linden stand,
und hört der Red ein Ende,
|Ach großer Gott vom Himmel herab,
zu welcher soll ich mich wenden|
7Wend ich mich zu der Reichen,
so weinet meines Gleichen,
|wend ich mich zu der Armen,
da gehts, daß Gott erbarme|
8So will ich die Reiche fahren lahn,
und mich zur Armen kehren,
|wir beide sind noch jung und stark,
wir werdn uns schon ernähren|
9Und wenn die Reiche ein Thaler hat,
so verzehrt sie ihn ganz alleine,
|und wenn die Arme ein Groschen hat,
so thut sie ihn mit mir theilen|
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