Müllertücke

  
Quellen: Deutscher Liederhort (Hrsg.): Ludwig Erk 1856
Aufzeichnung: Aufzeichnung von J.F. Reichardt Musikalisches Kunstmagazin von 1782 - Berlin
Auch bekannt unter:
Anstimmen:
  
1Es gieng ein Müller wol über Feld,
der hatt ein Beutel und hatt kein Geld,
er wirds en wol bekommen.
2Und als er ind den grün Wald kam,
drei Mörder unter dem Weidenbaum stahn,
die hatten drei große Messer.
3Der Eine zog sein Beutel raus,
dreihundert Thaler zahlt er draus,
nimm hin für Weib und Kinder.
4Der Müller gedacht in seinem Sinn,
es wär zu wenig für Weib und Kind,
ich kanns euch nicht drum lassen.
5Der Ander zog sein Beutel raus,
sechshundert Thaler zahlt er draus,
nimm hin für Weib und Kinder.
6Der Müller gedacht in seinem Sinn,
es wär zu wenig für Weib und Kind,
ich kanns euch nicht drum lassen.
7Der Dritte zog sein Beutel raus,
neunhundert Thaler zahlt er draus,
nimm hin für Weib und Kinder.
8Der Müller gedacht in seinem Sinn,
das wär genug für Weib und Kind,
ich kanns euch wol drum lassen.
9Und als er wieder nach Hause kam,
sein Weibchen hinter der Türe stand,
für Weh konnt sie kaum reden.
10Weib, schick dich her und schick dich hin,
du sollst mit mir in grün Wald gehn,
zu deines Bruders Freunden.
11Und als sie in den grün Wald kamn,
drei Mörder unter dem Eichbaum standen,
die hatten drei große Messer.
12Sie kriegten sie bei ihrem krausgelben Haar,
sie schwungen sie hin, sie schwungen sie her,
Jung Weiblein, du mußt sterben.
13Sie hatt einen Bruder, war Jäger stolz,
er jug das Wild wol aus dem Holz,
er hört seiner Schwester Stimme.
14Er kriegt sie bei ihrer schneeweißen Hand,
er führt sie in ihr Vaterland,
darin sollst du mir bleiben.
15Und als drei Tag herumme warn,
der Jäger den Müller zu Gaste ladt,
zu Gast war der geladen.
16Willkommen, willkommen, lieb Schwägerlein,
wo bleibt denn nun mein Schwesterlein,
daß sie nicht mit ist kommen.
17Es ist ja heut der dritte Tag,
daß man sie auf den Kirchhof trug,
mit ihrem Kindlein kleine.
18Er hatt das Wort kaum ausgesagt,
sein Weibchen ihm entgegen trat,
mit ihrem Kindlein kleine
19Du Müller, du Mahler, du Mörder, du Dieb,
du hast mir meine Schwester zu den Mördern geführt,
gar bald sollst du mir sterben.
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