Vom unbarmherzigen Junker

  
Quellen: Deutscher Liederhort (Hrsg.): Ludwig Erk 1856
Aufzeichnung: mündlich aus Oranienburg (Brandenburg)
Auch bekannt unter:
Anstimmen:
  
1Es war einmal ein große Stadt,
darin ein reicher Junker war,
der hatte große Güter|
2Worin ein arme Witwe war,
die ihren Mann verlosren hatt,
mit sieben kleinen Kindern|
3Die Kinder schrien vor Hungersnoth,
Ach liebe Mutter, schaff uns Brot,
wir müßen hungers sterben|
4Sie nahm den Kessel wol in die Hand,
und gieng damit dem Herrn zum Pfand,
er sollt ihr Korn drauf geben|
5Ja, wer das Körnlein haben will,
der muß auch haben Thaler viel,
die Thaler müßen klingen|
6Die Mutter gieng betrübt nach Haus,
und zog die sieben Kinder aus,
sie thät sie all umbringen|
7Der Knecht der schaut zum Fenster nein,
und bringt dem Herrn die Botschaft heim,
von seinen armen Leuten|
8Ach Knecht, ach Knecht, sattl mir mein Pferd,
und wetze mir mein blankes Schwert,
den Jammer anzuschauen|
9Der Herr der schaut zum Fenster nein,
er sah die armen Kindelein,
in ihrem Blute schwimmen|
10Er ritt sogleich die Brück entlang,
und zog heraus sein Schwert so blank,
er thät sich selber umbringen|
11Und wer das Körnlein hat wie ich,
der theil den Armen auch was mit,
daß sie nicht Hungers sterben|
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