Der grausame Bruder

  
Quellen: Deutscher Liederhort (Hrsg.): Ludwig Erk 1856
Aufzeichnung: 1.Melodie mündlich aus Schlesien 2. Melodie aus dem Elsaß A. Schöll - Briefe und Aufsätze von Goethe aus den Jahren 1766-1786, Weimar 1846
Auch bekannt unter:
Anstimmen:
  
1|:Es fuhr ein Fuhrknecht über den Rhein,
er kehrt beim jungen Pfalzgrafen ein.:|
2|:Ach Pfalzgraf, lieber Pfalzgraf mein,
wo hast du dein adlich Schwesterlein.:|
3|:Was fragst nach meinem Schwesterlein,
sie wird dir wol viel zu adlich sein.:|
4|:Soll sie mir viel zu adlich sein,
sie hat fürwahr ein Kindlein klein.:|
5|:Hat sie fürwahr ein Kindlein klein,
so soll sie nimmer mein Schwester sein.:|
6|:Da ließ er spannen sechs Ross an Wagn,
und ließ gar bald sein Schwester herfahrn.:|
7|:Als nun die Gräfin gefahren kam,
der jung Graf ihr entgegen sprang.:|
8|:Gott grüß dich, Schwester hübsch und fein,
wo hast dein artlich Kindelein.:|
9|:Ich hab fürwahr kein Kindelein,
die Leut die gehn mit Lügen auf mich ein.:|
10|:Er nimmt sie bei ihrer schneeweißen Hand,
und führt sie nach Holland zu dem Tanz.:|
11|:Er tanzt am Winter die lange Nacht,
bis daß ihr die Milch zur Brust ausbrach.:|
12|:Ach Bruder, hör auf, denn es ist genug,
daheime weint mein Fleisch und Blut.:|
13|:Er nimmt sie an ihrem schneeweißen Arm,
und führt sie in die Kammer, daß Gott erbarm.:|
14|:Er tritt sie am Winter die Lange Nacht,
bis man Lund und Leber sah.:|
15|:Ach Bruder, hör auf, denn es ist genug,
es gehört dem König von England zu.:|
16|:Ach Schwester, hättst dus mir eher gesagt,
was hätt ich fürn lieben Schwager gehabt.:|
17|:Es stund wol kaum drei Tage an,
der König von England geritten kam.:|
18|:Gott grüß dich, Pfalzgraf hübsch und fein,
wo hast du dein adlich Schwesterlein.:|
19|:Mein Schwesterlein ist lange todt,
sie liegt begraben röslinroth.:|
20|:Liegt sie begraben röslinroth,
so mußt du leiden den bittren Tod.:|
21|:Da zog er aus sein glitzrig Schwert,
und stachs dem Pfalzgrafen durch sein Herz.:|
22|:Er stachs ihm ins Herz, so tief als er kann,
sieh an, das hast deiner Schwester gethan.:|
23|:Er nahm das Kindlein wol auf den Arm,
jetzt habn wir keine Mutter mehr, daß Gott erbarm.:|
24|:Er wiegt das Kindlein in süße Ruh,
und ritt mit ihm nach Engalnd zu.:|
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