| 1 | Ein Knäblein gieng spazieren ins Rosengärtelein, das Gärtlein war gezieret |:mit schönen Blümelein:| |
| 2 | Er thät ein Röslein brechen, zum Fenster steckt ers nein, thut schlafen oder wachen: |:Herzallerliebste mein?:| |
| 3 | Ich schlafe nicht, ich wache, von dir hab ich keine Ruh, wenn ich könnt mit dir reden |:von Herzen wollt ichs thun.:| |
| 4 | Die Thür ward aufgeschlossen, das Knäblein eingelön, er fand sein Liebchen weinen, |:seit gestern weint sie schon.:| |
| 5 | Was zieht er aus der Tasche, ein seidnes Tüchelein, Nimm hin, nimm hin, Herzliebste |:trockn ab dein Äugelein.:| |
| | 6 | Ich hab dich nicht verlassen, das fiel mir ja nicht ein, nur solln die Leut nicht wissen |:von unsrer Lieb und Treu.:| |
| 7 | Und gehst du in die Schenke, so tritt nicht vorn hervor, tritt in den hindersten Winkel |:für gewiß, ich zieh dich vor.:| |
| 8 | Und wenn ich dich werd schwenken, so sieh du mich nicht an, dann werdn die Leute denken |:die sind einander gram.:| |
| 9 | Und red ich mit einer Andern, dann kränk du dich nur nicht, ich red mit einer Andern |:ich denk allein an dich.:| |
| 10 | Und wirst du wollen heimgehn, so wart nur nicht auf mich, geh fort das schmale Steiglein |:für gewiß, ich komm dir nach.:| |
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