Der höfliche Jäger

  
Quellen: Deutscher Liederhort (Hrsg.): Ludwig Erk 1856
Aufzeichnung: Melodie mündlich aus Schlesien (Oppeln) Flieg. Blätter "Sieben schöne Jäger-Lieder" wol aus der Zeit zwischen 1680 und 1 vgl. Hoffmann v. Fallersleben "Schlesische Volkslieder"
Auch bekannt unter:
Anstimmen:
  
1Es gieng ein Jäger spazieren
mit seinem Hündelein,
zu suchen sein Lust und Freude,
in grünen Wald hinein,
sein Hörnlein thät er blasen,
mit eim so hellen Schall,
|:daß es thät weit erklingen
durch Berg und tiefe Thal.:|
2Kaum thät er sich besinnen,
wo er wollt jagen hin,
da gienge ihm entgegen
ein schöne Schäferin.
Er thät sich gegen ihr neigen
und grüßet sie gar bald,
|:gar höflich sich erzeiget
allhier in diesem Wald.:|
3Ich gieng einmal spazieren
hierher an diesen Ort,
da thät ich mich verirren,
daß ich nicht mehr wußt fort,
indem mich überfiele
ein süßer Schlaf zumal,
|:da thäte mich erwecken
des Hörnleins süßer Schall.:|
4Ich hätt niemal geglaubet,
daß ich anstatt des Wild
sollt finden in dem Walde
ein solches schönes Bild.
Ich hätt niemal geblasen,
wenn ich dies hätt gewußt,
|:daß ich euch sollt erwecken,
von süßer Schlafeslust.:|
5Ich bin nun voller Freuden,
daß ich euch hab erblickt,
ich hoff, ihr werdt mirs gewähren,
Dasjenig, so ich bitt,
und mir den Weg wol zeigen,
o edler Jäger werth,
|:daß ich kann wiedrum finden,
meine verlorne Heerd.:|
6Bekannt sind mir die Wege,
in diesem Wald allhier,
darum dürft ihr nicht bitten,
sondern befehlt nur mir,
ich will euch gerne führen,
wo ihr verlanget hin,
|:ich leb zu euren Diensten,
mein schönste Schäferin.:|
7Nun ist es Zeit zu gehen,
der Himmel von uns weicht,
die Strahlen sich verbergen,
der Sonnen Glanz erbleicht,
doch laßt uns weiter gehen,
daß wir noch bei dem Tag,
|:die Lämmlein mögen tränken,
an einem kühlen Bach.:|
8Jetzt werden wir bald kommen
auf eine Wiesen grün,
darunten auf der Auen
viel schöne Blümlein stehn,
darum ich euch umfange
und küsse eure Händ.
|:Ade, wir müssen uns scheiden,
der Wald hat nun ein End.:|
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