Fischingertanz

Zehnstimmiger Blasmusiksatz

Der "Fischingertanz" ist ein mimischer Paartanz, der in seinen Tanzfiguren das Werben zweier Liebender tänzerisch gestaltet. Es werden im Verlauf des Tanzes Begrüßung, Annäherung, Warnung vor Untreue, Drohung und Versöhnung dargestellt (vgl. Schneider 1985; S. 131). Die Figuren wurden regional variiert und erweitert. Der Tanz bot auch Raum für die Improvisation der Figur durch die TänzerInnen. Im Allgäu wird der Tanz als Mehrpaartanz ausgeführt, bei dem sich die Tanzpaare in Kolonnen, auf der Kreislinie oder in freier Anordnung gegenüberstehen. Der Tanz wird aber auch als Solo- und Schautanz ausgeführt. Die Heimat des Tanzes ist der süddeutsche Raum. Er war aber auch darüber hinaus in vielen textlichen, melodischen und tänzerischen Varianten verbreitet. Eine besonders schöne Form ist der appenzeller "Hierig" (auch Hierege oder Hierlig), der sich bis heute erhalten hat. Der Fischingertanz ist unter zwei Bezeichnungen bekannt. Der Name "Fischinger" läßt nach Stahl u. Berthold darauf schließen, dass der Tanz von Fischen im Allgäu seinen Ausgang nahm (vgl. Stahl u. Berthold 1989; S. 27). Der Tanz sei dort noch heute mit folgenden Figuren lebendig: 1. Handreichen, 2. Aufsetzen des Fußes, 3. Auflegen der Hand auf die Schulter, 4. Zupfen an der Nase, 5. Drohen mit dem Zeigefinger, 6. Drohen mit der Faust, 7. Zupfen am Ohr, 8. Lange Nase machen, 9. Herwinken mit dem Zeigefinger, 10. Handkuss, 11. Kompliment. Der Gewährsmann für diese Form ist Herr Helmut Althaus aus Fischen (vgl. Stahl u. Berthold 1989; S. 27). Der Name "Drei lidre (lederne, liadrige ?) Strümpf geht auf das Tanzlied "Drei (Paar) lidre (lederne, liadrige) Strümpf ond zwoi drzua send fenf, mei Vadder hot a Kartaspiel, send nix als lauter Trümpf" zurück. Der Vers ist regional leicht variiert. Nach Hans v. d. Au scheinen dieses Tanzlied und der musikalische Rhythmus sehr alt zu sein. Er vermutet, dass der Tanzvers in Landsknechtskreisen des 16. Jahrhunderts entstanden sein könnte (vgl. Au 1936; S. 139). Zum Tanz wurden verschiedene Verse (Schnitz oder Schnaderhüpferln) gesungen. Während Berthold u. Stahl keinen inneren Zusammenhang zwischen Versen und Tanz sehen, vermutet Goldschmidt, dass die Verse den Verlauf der Liebesgeschichte kommentierten. Aus dem Archiv des SDR sind einige Verse überliefert. Sie wurden wahrscheinlich in Dornhan aufgezeichnet. Sie sind als Zusatzinformation auf vorhergehender Seite einzusehen. Unter dem Namen "Drei lederne Strümpf" ist noch ein anderer Tanz bekannt: der Patscher. Das Klatschmotiv gleicht sich. Beim Fischingertanz verändern sich aber bei jeder neuen Strophe die Takte 2 und 4 im Sinne der Darstellung einer Liebesgeschichte. Bei beiden Tänzen schließt sich dem Figurenteil ein Rundtanz an.
  
< Zum Verlag > Autor: unbekannt
  
 Herausgeber:Schwäbisches Kulturarchiv
  
  Verlag: Verlag des Schwäbischen Albvereines
  
  ISBN:
  Jahr:
  Preis: 10.00 EUR